Forschungsgegenstand

Über das Projekt

Das an den Universitäten Heidelberg und Stuttgart angesiedelte Forschungsprojekt knüpft an die Ergebnisse der Studien über die Geschichte der Landesministerien in Württemberg und Baden in der NS-Zeit an, indem es die unmittelbare Nachkriegszeit in den Vorgängerländern Baden-Württembergs für den Zeitraum zwischen 1945 und 1952 in den Fokus nimmt.

Es untersucht bürokratische Kontinuitäten über den politischen Systemwechsel hinweg, die vor allem in der raschen beruflichen Reintegration auch stark NS-belasteter Beamter in den öffentlichen Dienst zum Ausdruck kamen. Das Forschungsprojekt nähert sich mit einer Fokussierung auf die Kontinuitätsproblematik den Fragestellungen abgeschlossener und laufender behördengeschichtlicher Forschungsprojekte an, setzt aber deutlich andere Akzente: Statt den Kontinuitätsbefund mithilfe weiterer Detailanalysen zu bekräftigen, werden die Mechanismen des Kontinuitätsprozesses in den Blick genommen. Im Vordergrund steht die Frage, mit welchen Mitteln Nationalsozialisten in wichtige politische, administrative oder auch wirtschaftliche Stellungen der Nachkriegsgesellschaft einrücken konnten.

Um den gesamtgesellschaftlichen Stellenwert des Kontinuitätsprozesses zu ermessen, wird er im weiteren Themenfeld des Umgangs mit dem Nationalsozialismus beleuchtet. Dessen Nachgeschichte nämlich war nicht ausschließlich durch die Reintegration politisch Belasteter geprägt, sondern auch durch eine zeitweilige demonstrative Abgrenzung von den Funktionsträgern des NSDAP-Parteiapparats, die durch mehrjährige Internierungshaft ihre persönliche Freiheit und auch ihre staatsbürgerlichen Rechte verloren. Unter dem Schlagwort der „Wiedergutmachung“ untersucht das Projekt zudem den Umgang mit Menschen, die während der nationalsozialistischen Herrschaft Opfer rassistischer oder politischer Verfolgung geworden waren, sowie ihre materielle Entschädigung und berufliche Rehabilitierung. Indem in diesem Rehabilitationsprozess nicht alle Opfergruppen eingeschlossen wurden, leuchtet das Projekt zudem anhaltende Kontinuitäten der Diskriminierung aus.

Durch die Einbeziehung der drei Vorgängerländer Baden-Württembergs eröffnen sich mittels der teilweise unterschiedlichen Maßnahmen des Umgangs mit dem Nationalsozialismus in den beiden Besatzungszonen und den drei Ländern Vergleichsperspektiven, in denen die Wirkungen unterschiedlich akzentuierter Entscheidungen präziser analysiert werden.

Das Phänomen des Umgangs mit dem Nationalsozialismus wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, um die Reintegrationsmaßnahmen im Kontext von Schuldzuweisung und Entschädigung zu erschließen. In drei Teilprojekten werden mit den Landesregierungen die Hauptakteure der Nachkriegszeit untersucht, mit den Spruchkammern die Hauptinstrumente des Umgangs mit dem Nationalsozialismus und mit dem Antiziganismus als Paradigma die Kontinuität der Opferdiskriminierung.

Erfahren Sie auf den folgenden Seiten mehr über das Projekt, über die Mitarbeiter/innen und zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Forschungsvorhabens. Wir freuen uns über Ihr Interesse!